"Sexualtherapie als Paartherapie des Begehrens sieht im Zentrum die erotische Entwicklung, nicht die sexuelle Funktion der beiden Partner."

Ulrich Clement

Systemische Sexualtherapie

Die systemische Sexualtherapie wurde von Ulrich Clement begründet. Ähnlich wie der differenzierungsbasierte Ansatz von David Schnarch geht Clement in seinem systemischen Konzept davon aus, dass sich das sexuelle Begehren aus dem Unterschied beider Partner ergibt.

Die systemische Sexualtherapie löst sich von einer defizitorientierten Sichtweise auf sexuelle "Probleme" sondern betrachtet die bestehende Sexualität eines Paares als die aktuelle Lösung, auf die sich das Paar im Spannungsfeld zwischen den individuellen erotischen Profilen und den Besonderheiten der partnerschaftlichen Sexualität geeignet hat.

Meine Ausbildung in systemischer Sexualtherapie bei Ulrich Clement hat meine sexualtherapeutische Arbeit um vielfältige Methoden, aber vor Allem um zentrale Sichtweisen ergänzt, die sexuelle Konflikte in einen neuen Kontext stellen:

 

1. Die Gestaltung der partnerschaftlichen Sexualität ist Verhandlungssache

Dieser Aspekt klingt nicht romantisch, doch es ist wichtig sich diesen Aspekt klar zu machen. Die Sexualität, die ein Paar lebt, basiert immer auf einer offenen oder auch stillschweigenden Verhandlung über das gezeigte Wollen und Nicht-Wollen. Sie können in der Aushandlung um Ihre Sexualität also gar nicht anders als mit Ihrem Partner "unter einer Decke zu stecken". Während dieser Verhandlungsaspekt in anderen Bereichen einer partnerschaftlichen Beziehung oft klar auf der Hand liegt (z.B. wer macht welchen Anteil an der Hausarbeit, wer arbeitet wieviel) ist es im Bereich der Sexualität wichtig sich diesen Aspekt bewusst zu machen und die bestehenden Verhandlungsstrategien zu verstehen, wenn man sie verändern möchte.

2. Die Verhandlung über die gemeinsame Sexualität kann immer wieder neu begonnen werden

Viele Paare begeben sich in eine sexualtherapeutische Behandlung, wenn die aktuelle "Lösung" der sexuellen Verhandlung zumindest für einen der beteiligten Partner zu einem dauerhaften Problem führt. Dies zeigt dann an, dass erneuter Verhandlunsgbedarf besteht.

3. Sexuelles Begehren ist ambivalent

Wie Ulrich Clement in seinem Buch "Systemische Sexualtherapie" anschaulich beschreibt, hat sexuelles Begehren viele Gesichter. Sexuelles Wollen sowie sexuelles Nicht-Wollen können im Kontext einer Paarbeziehung vielschichtig eingesetzt werden. Wenn ich etwas von der anderen Person will, bin ich in diesem Moment abhängig von ihr. Der Partner mit dem stärkeren Verlangen sitzt dann frustriert im Bett, während der andere schläft. Doch auch Nicht-Wollen hat zwei Seiten: Wenn ich nie etwas vom Anderen will, bin ich zwar scheinbar unabhängig und brauche mich keiner Zurückweisung aussetzen, andererseits kann ich aber auch nie das bekommen, was ich im Grunde meines Herzens doch will.

 

 

Therapieziele in der systemischen Sexualtherapie:

Die Haltung der systemischen Sexualtherapie ist durch Veränderungsneutralität gekennzeichnet. Dies bedeutet, dass nur Sie selbst in Ihrer persönlichen Paardynamik und unter Abwägung Ihrer persönlichen Vor- und Nachteile entscheiden können, ob Sie andere Lösungen finden möchten und welche Wege Sie bereit sind zu gehen, um sich selbst neue Verhandlungsstrategien in ihrer partnerschaftlichen Sexualität zu eröffnen.

Als systemische Sexualtherapeutin sehe ich meine Aufgabe in Ihrem sexualtherapeutischen Prozess darin Ihnen als Einzelperson und als Paar dabei zu helfen Ihren eigenen Möglichkeitsraum zu entdecken, damit Sie beide die Art und Weise, wie Sie unter einer Decke stecken wollen, auf der Basis von bewussten Entscheidungen gestalten zu können.

   

Ich helfe Ihnen - wenn Sie möchten - dabei folgende Fragen auf den Grund zu gehen:

  • Wer bin ich als erotische Person?
  • Welche Facetten meiner weiblichen/männlichen Sexualität kenne ich?
  • Welche Facetten/Potentiale meiner Sexualität möchte ich noch kennenlernen?
  • Welche Facetten meines sexuellen Spektrums zeige ich meinem Partner nicht und weshalb?
  • Was von meinem sexuellen Spektrum würde ich mich gerne trauen mehr in meine Partnerschaft einzubringen?
  • Wie kann ich mit sexuellen Differenzen zwischen mir und meinem Partner umgehen?
  • Welche Spielräume kann ich für mich und gemeinsam mit meinem Partner entdecken?
  • Welche Grenzen sind für mich unverhandelbar?

 

 Langeweile oder Risiko?


Sexuelle Langeweile ensteht aus Sicht der systemischen Sexualtherapie aus unserem Wunsch unserem Partner zu gefallen. So entwickelt sich in einer längeren Beziehung schnell eine Sexualität, die auf gegenseitiger Bestätigung basiert und so zunehmend an Spannung basiert.

Der Weg aus der Langeweile führt wieder hin zu den individuellen Unterschieden. Die Spannung, das Begehren meines Partners kann ich auf Dauer nur immer wieder wecken, wenn ich bereit bin mich selbst immer wieder neu zu entdecken und meine Sexualität als einen kontinuierlichen Wachstumsprozess begreife, den ich selbst kultivieren kann.

Wichtige Elemente der systemischen Sexualtherapie:

Um Ihre individuellen und partnerschaftlichen Spielräume zu erweitern können folgende Aspekte in der Sexualtherapie eine Rolle spielen:

Die Erweiterung Ihrer individuellen Verführungskünste

Die eigenen Verführungskünste zu erweitern liegt nahe, wenn sich sexuelle Langenweile einstellt. Doch vielen Menschen fällt es schwer den gewohnten Sicherheitsbereich zu verlassen. Manche Menschen haben sich in ihrem Leben genau aus diesem Grund auch immer verführen lassen statt selbst zu verführen. Die eigenen Verführungskünste zu erweitern ist eine spannende Aufgabe, die oft eine gezielte Planung voraussetzt. Damit Sie sich mehr trauen ist es dabei auch wichtig, dass Sie lernen wie Sie auf nicht-bestätigende Reaktionen Ihres Partners reagieren können.  Das bedeutet, dass Sie sich auch darauf vorbereiten, wie Sie aus einer Verführungsnummer auch souverän wieder herauskommen, wenn Ihr Partner "nicht mitzieht". Dies ist ein Beispiel dafür wie die Erweiterung Ihres sexuellen Spektrums damit einhergeht, dass Sie auch Ihre emotionalen Fähigkeiten weiterentwickeln.

 

        

 

Die Erweiterung der Fähigkeit Ihren Alltag zu sexualisieren

 Viele Paare berichten, dass Ihre Sexualität im Alltag untergeht. Daher ist die Fähigkeit die Sexualität in den Alltag integrieren zu können in längeren Beziehungen besonders wichtig. Denn Alltag ist auf Dauer schwer zu vermeiden. Das Methodenspektrum der systemischen Sexualtherapie umfasst Aufgaben, die Ihnen dabei helfen Ihren Alltag gezielt zu sexualisieren. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei den gedanklichen Fokus darauf zu lenken wie Sie aus Alltagssituationen erotische Situationen kreieren können.

 

 

Die Einbeziehung neuer sexueller Reize

Die Vielfalt von sexuellen Reizen ist unendlich und kann Ihnen dabei helfen Ihre sexuellen Abläufe wesentlich abwechslungsreicher zu gestalten und Ihren Partner mit neuen Elementen zu überraschen. Sie haben auch die Möglichkeit um einen neuen Reiz herum ein Verführungsszenario aufzubauen.  Die Beeinflussung der sinnlichen Wahrnehmung über Sehen, Fühlen, Hören, Schmecken und Riechen bildet das Spektrum der Ebenenen auf denen das sexuell Reizspektrum erweitert werden kann.

 

  

 

Die Entwicklung neuer sexueller Settings

Viele Paare berichten, dass Sie sich im Urlaub fern vom Alltagsstress besser auf Sexualität einlassen können. Dieser Effekt wird in der systemischen Sexualtherapie über die aktive Gestaltung neue sexueller Settings genutzt. Neue Settings bringen automatisch andere Reize mit und können deshalb unser sexuelles Begehren fördern. Oft "zwingen" uns sexuelle Situationen außerhalb des Schlafzimmers auch zu anderen sexuellen Handlungen, was ebenfalls lustfördernd wirken kann. Die aktive Gestaltung sexueller Settings fördert sowohl Ihre sexuelle Phantasiefähigkeit als auch Ihre Verführungsfähigkeit, wenn Sie sich die Aufgabe gestellen das Setting auf erotische Weise an die Frau bzw. den Mann zu bringen.

 

Die Entwicklung neuer sexueller Rollen

Das Spiel mit sexuellen Rollen erfordert in besonderer Weise neue sexuelle Seiten an uns selbst zu entdecken. Vielen Menschen erleichtern mit dem Partner verabredete Rollenspiele andere Verhaltensweisen zu zeigen, die Sie in ihrer üblichen Sexualität eher unpassend finden. Noch spannender und natürlich auch risikoreicher ist es, wenn Sie sich selbst die Herausforderung einer neuen Rolle stellen, die nicht unbedingt Ihr Aussehen betreffen muss, sondern sich auch auf die Art Ihres sexuellen Stils beziehen kann und Ihren Partner damit überraschen.

Ein weiteres Beispiel zum Spiel mit den Rollen ist Ihren typischen sexuellen Annäherungsablauf in verkehrten Rollen durchzuspielen. Wer verführt und wer versucht sich zu entziehen? Typischerweise gibt es in längeren Beziehungen einen aktiven Part, der den Sex initiiert und einen passiven, der den Sex vermeidet. Was machen Sie körperlich anders, wenn Sie sich in die Rolle Ihres Partners versetzen. Diese Übung kann sehr hilfreich sein, um das Erleben Ihres Partners besser nachvollziehen zu können und Ihre typische Rollenverteilung aufzubrechen.

 

 

Die Möglichkeiten die eigenen sexuellen Handlungsspielräume zu erweitern sind unbegrenzt. Ich unterstütze Sie durch konkrete Übungen aus der systemischen Sexualtherapie dabei, basierend auf Ihren sexuellen Resourcen Ihr individuelles Spektrum neuer Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, das zu Ihnen passt.

Sie haben Fragen rund um die sexualtherapeutischen Behandlungen in meiner Praxis oder möchten einen Termin vereinbaren? Nutzen Sie mein Kontaktfomular oder rufen Sie mich an. Sie erreichen mich telefonisch unter der Mobilnummer 01523 3956139.